Rant: Hosen kaufen

Entgegen anderslautender Gerüchte aus dem Internet gibt es weiterhin im Politikbetrieb Situationen, die Hosen voraussetzen. Da meine derzeitigen zunehmend desintegrierten, beschloß ich durch Besuch eines Bekleidungsgeschäfts neue zu beschaffen. Daraus ergibt sich zwangsläufig dieser Rant.

• Used Look: Seriously? Warum soll ich extra Geld dafür bezahlen, dass die Hosen bereits abgenutzt sind, wenn ich sie aus dem Geschäft trage? Used kann ich selber herstellen, kostet mich nichts, und hat sich bisher auch 100% zuverlässig eingestellt.
• Bitte einzeln waschen: Waschmaschinen sind bekannt? Die damit verbundenen Zeiteinsparungen auch? Warum zur Hölle soll ich gefühlt 90% der Artikel einzeln waschen? Das skaliert mal gar nicht. Wer seine Farbpartikel nicht an den Fasern befestigt bekommt, so wie es jahrzehntelang alle hinbekommen haben, von dem kaufe ich bestimmt keine Hose. Insbesondere mag ich auch gerne die Farbpartikel an den Fasern (und nicht auf der Haut) behalten, falls es mal regnet. Wahrscheinlich sind die Schilder da nur wegen Haftungs-foo, ist mir aber egal. Wer ein Schild in die Hose tut, das lügt, von dem will ich auch nichts kaufen, danke.
• Größenangaben: Es gibt dieses sinnvolle System mit den SI-Einheiten. Wie wäre es, wenn z.B. auf der Hose stehen würde: "Schrittlänge: 84cm. Bundumfang: 100cm." Aber nein, es ist natürlich viel praktischer drei bis vier völlig inkompatible Systeme zu verwenden und die Relationen der verschiedenen Maße zueinander dann mit "S", "M, "L" herstellerspezifisch grob anzudeuten.
• Sortierung: Ich gehe in ein Geschäft, weil ich eine Hose will. Warum zur Hölle ist die erste Achse der Artikelsortierung im Geschäft der Hersteller? Als vergleichender Kunde will ich gerne funktional möglichst identische Artikel von allen vorhandenen Herstellern direkt miteinander vergleichen, um zu gucken, wer mir das Produkt mit den meisten Features / zum besten Preis anbietet. Ich will bestimmt nicht quer durch den Laden laufen, und jeweils die Hemden, Krawatten, Unterhosen, etc. der jeweiligen Hersteller skippen, nur um zum nächsten Block Hosen zu gelangen. Musste ich aber. Genauso sinnbefreit ist, dass die Größe das letzte Sortierungsmerkmal ist. Meine Größe ist während eines Einkaufs im wesentlichen konstant. Alle Hosen, die nicht diese Größe haben, interessieren mich nicht. CREATE INDEX fuuuu ON trousers (size, fabric, color, features); Wie schwer kann es sein?
• Variationsbreite / Stoffe: Scheinbar gibt es nur eine einzige Faser, aus der man Hosen herstellen kann: Baumwolle. Andere Stoffe haben andere Eigenschaften, werden aber nicht verkauft. Hätte ich aber haben gewollt, musste ich jetzt im Internet bestellen.
• Hosentaschen: Grundsätzlich die erste Stelle, an der eine Hose kaputt geht. Die Hosentaschen aus einem Stoff zu machen, der genauso lange hält, wie der Rest der Hose, kann doch nicht so viel teurer sein, schließlich besteht der Rest der Hose ja aus Zeug, das so lange hält wie der Rest der Hose. Nein, für Hosentaschen muss man einen besonders dünnen und empfindlichen Stoff nehmen, schließlich sind z.B. Schlüssel total flauschig und weich und belasten so ein Gewebe kaum.
• Information: Warum ist auf jeder zweiten Hose ein Schild, dass mich darüber informiert, dass die Hose "Authentisch" oder wahlweise "authentic" ist, aber kein Schild, das sagt, wo die Faser herkommt, wie gut die Arbeiter bezahlt wurden, wieviel Zuglast (in N) das Gewebe in welcher Richtung hält, welchen Elastizitätsmodul das Zeug hat, wieviel Grad es _wirklich_ aushält (jaja, 30 Grad bei ungefärbter Baumwolle, ihr mich auch), wieviel g/qm das Gewebe hat, welches und wieviele Pigmente und sonstige Zusatzstoffe da drauf sind, etc.?

Lieber Einzelhandel, wenn ich nicht Gutscheine für euch gehabt hätte, hätte ich gleich im Internet bestellt. Rückblickend wäre das eine kluge Entscheidung gewesen.