2014-02-26 23:50:00
Piraten
Aus Anlass einer
OpenAntrag-Einreichung habe ich mich etwas ausführlicher mit einer mir bis
dato unbekannten Gruppe "innerhalb" der deutschen Linken genauer befasst: Den Antideutschen.
Ursprünglich las ich dazu den
Antideutschen Katechismus herausgegeben von "der Assoziation Antideutscher Kommunisten".
Meinem Verständnis nach wurde dieser Text von sich selbst dem antideutschen Spektrum zurechnenden Personen geschrieben.
Die Lektüre des Textes überzeugte mich unter anderem davon, dass die antideutsche Position
- ausschließlich in einem schwarz-weiß Weltbild überhaupt logisch konsistent bleiben kann
- (kultur-)rassistisch ist
- durch die aktive Bekämpfung erfolgreicher sozialer Bewegungen letztlich Neonazis in die Hände spielt
- durch sinnlose Parteiergreifung in internationalen Konflikten menschliche Lösungen von vorneherein ausschließt
- ausdrücklich Irak- und Afghanistankrieg befürwortet
Ich möchte nochmal betonen: Dies waren die Schlußfolgerungen aus einem pro-antideutschen Text. Da ich mein Urteil ungerne nur auf eine Quelle stütze, zumal wenn das
Ergebnis derart negativ ausfällt, fing ich daraufhin an, weitere Quellen zu suchen (viele antideutsche Theorieschriften sind leider nur käuflich zu erwerben).
Damit sich andere etwas schneller ein Bild machen können, hier eine kurze Auflistung:
- Die antideutsche Position aus dem Blickwinkel eines Unterstützers "Der Antideutsche ist sich seiner selbst als Kommunist so sicher, daß es ihm egal ist, ob ihm Linke ein Paktieren mit dem Klassenfeind vorwerfen, wenn er den Krieg der USA gegen den Irak im besonderen und gegen den islamfaschistischen Terror im allgemeinen aus sehr triftigen, weil antideutschen Gründen begrüßt und würdigt (und kritisiert, wenn dieser nicht entschieden genug geführt wird)."
- Die antideutsche Position aus dem Blickwinkel anderer Unterstützer "some anti-German groups (often referred to as 'hardcore anti-Germans', although this term might be quite misleading) ... are drawing close similarities between WW 2 and the 'War on Terror'. By this they are putting the reactionary and anti-Semitic regimes in the so called Islamic world on one level with the Nazis."
- Die antideutsche Position aus dem Blickwinkel von Stephan Grigat "Deswegen - nicht aus einer fahnentrunkenen Kriegsbegeisterung heraus - nimmt die antideutsche Kritik jedes Appeasement gegenüber den Protagonisten des djihadistischen Vernichtungsantisemitismus, wie er sich etwa bei den Anschlägen auf das World Trade Centre artikuliert hat, ins Visier. Der 'War on Terror' ist ein Krieg gegen den islamischen Faschismus."
- Die antideutschen Position aus dem Blickwinkel selbsterklärter radikaler Linken "Um die allgemeine Rückständigkeit der islamischen Religion zu beweisen, beteiligt sich ein Teil der antideutschen Strömung an Kopftuchdiskussionen und jeder anderen Debatte, die Muslime mit rassistischen Zuordnungen belegt. Wir empfehlen jedem, der Interesse an diesem Thema hat, die Archive der Konkret, Jungle World, Phase 2, Sinistra usw. durchzustöbern. Zu diesem Thema leben sie ihren Rassismus auf unerträgliche Weise aus."
- Indymedia zu: Antideutsche zerstören Plakate gegen Sozialabbau "Antideutsche werfen der Bewegung gegen Sozialabbau, Gewerkschaftern und Linken vor, sie seien Teil einer 'reaktionären Volksgemeinschaft', die den 'Standort Deutschland' - und damit den Kapitalismus - dadurch retten wolle, dass sie Sozialabau bekämpft."
- Ein amerikanischer Musiker musste wegen Antideutschen sein Konzert absagen "The Antideutsch, however well-meaning in their origins, despite the fact that some of what they do is admirable (such as opposing the far right in various ways), is a misguided subculture that has relied on incredibly convoluted logic to evolve into a fundamentally racist phenomenon."
- Die Bundeszentrale für politische Bildung "Jahre später hatte die 'antideutsch' akzentuierte Agitation paranoide und bisweilen groteske Züge angenommen. 'Antideutsche' Autonome agitierten beispielsweise bei Gedenktagen zur Bombardierung Dresdens im Frühjahr 1945 mit Parolen wie 'Keine Träne für Dresden' und 'Deutsche Täter sind keine Opfer'. Zynisch forderten sie mit Blick auf den alliierten Protagonisten der Flächenbombardements im zweiten Weltkrieg: 'Bomber-Harris - do it again!'"
Update 2014-02-27
Durch die Twitter-Diskussion wurden mir freundlicherweise noch weitere Quellen genannt:
- Kurzbeschreibung des Buches "Die Antideutsche Ideologie" "Das Eingedenken an Auschwitz wird dafür mißbraucht, ideologisch bei der imperialen Macht des Krisenkapitalismus anzuheuern, deren perspektivlose Weltordnungskriege abzusegnen und jegliche soziale Bewegung als völkisch und antisemitisch zu denunzieren."
- Eine Kritik antideutscher Theorie und Praxis durch die Marxistische Aktion Tübingen "Tatsache ist allerdings, dass in der genannten Aufsatzsammlung die affirmative Haltung gegenüber den herrschenden Zuständen und die Hinwendung zu neoliberalen Positionen in der gesamten 'antideutschen' Bewegung, ob die entsprechenden Protagonisten sich nun selbst als 'gemäßigt' sehen oder nicht, nachgewiesen wird."
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